Ein Café ist mehr als ein Wohlfühlort für mich, es ist eine Art Zuhause. Es hat etwas Beruhigendes, wenn die Kaffeemühle unaufhörlich im Hintergrund surrt. Der Alltag und alles, was getan werden
muss, rücken in weite Ferne. Der Fokus richtet sich neu aus. Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee ist anheimelnd, schafft ein vertrauensvolles Ankommen und Bleiben. Glücksmomente. Erinnerungen
an die Kindheit. Ein kuscheliges Bett. Den Teddy im Arm. Licht fällt durch den schmalen Spalt der geöffneten Tür. Gedämpfte Geräusche. Das Haus lebt. Türen klappern. Gemurmel aus der Küche. Das
Gefühl des beschützt seins. Zufriedenheit. Es wird mir nichts geschehen, hier an diesem Tisch, zwischen diesen Menschen. Auch hier fühle ich mich in Sicherheit. Stimmengemurmel, monoton wie eine
Hintergrundmelodie, hebt es mich hinaus aus der Realität und trägt mich in meine Buchstabenwelt hinein. Zwischen den Zeilen ist mein Platz. Auch hier ist ein Zuhause. Geplauder an den
Nachbartischen. Wortfetzen. Ich höre nicht hin und verstehe doch. Ein schrilles Lachen. Gekicher. Geschirr klirrt. Ich bin ganz da und bin es doch nicht. Im Laptop steckt meine Welt. Kaum
aufgeklappt verliere mich zwischen den Buchstaben, im Raum hinter den Worten. Immer wieder tauche ich kurz auf, trinke einen Schluck Kaffee und gleite, ohne den Faden zu verlieren zurück zwischen
die Zeilen. Gedankenklärung. Ich richte den Blick in die Weite, gleite halbbewusst durch den Raum, streife ein Augenpaar, fange ein Lächeln ein. Erwidere. Als säße ich in einem Kokon, bin ich
nahbar und unnahbar zugleich. Ich bin in der Realität und bin es doch nicht, wandere zwischen den Welten, bin eine Weltenwanderin. Ein Stück vom Kuchen zergeht mir auf der Zunge. Ich spüre das
Jetzt, genieße es. Es ist, als säße ich zwischen den Stühlen. Ein vertrauter Platz, von dem ich einen guten Blick auf das Leben habe. Er erlaubt mir die Sichtweisen und Perspektiven zu wechseln.
Zwischen den Stühlen ist es behaglich. Von hier aus lassen sich Brücken bauen. Wortbrücken. Von rechts und links, von oben und unten, von innen und außen. Ich wandle Gedanken in Buchstaben, werde
zur Übersetzerin, übersetzte die Sprache des Verstandes in die Worte des Herzens. Und ich bin auf der Suche. Ich suche nach Schätzen, nach dem bislang Unbenannten, nach Ungesehenem, nach
Nichtgehörten, nach Dingen und Inhalten, die in ein neues Licht gerückt werden möchten. Und ich finde Schätze. Finde sie zwischen den Welten, den Menschen, den Worten, den Gedanken, in der Stille
und im Geräusch, in der Nähe und der Distanz, mache Unaussprechliches sichtbar.
Das Schreiben ist die Sprache meines Herzens, Ausdruck meiner Seele und die Heimat meines Geistes. Ob ich verstanden werde? Ich weiß es nicht und zweifle manchmal daran. Und doch gebe ich nicht
auf, hoffe still darauf, dass mir jemand folgt, in den Raum zwischen den Stühlen, zwischen den Worten, in die Zwischenwelt und die Zwischenzeit hinein. Dass jemand meine Worte fühlen kann, bevor
sie sich ihm erschließen.
Besondere
Zeiten fordern besondere Maßnahmen und doch vermisse ich das Schreiben im Café, das ungezwungene Verweilen. Ich vermisse die Leichtigkeit im unbeschränkten Miteinander zu verschwimmen und
geklärt daraus emporzutauchen.
Mehr zum Schreiben und zu mir findest findest du hier: Herszschreiben - Was ist das?