„Frei-Zeit“- im Hier und Jetzt

Nach den Wochen der Anspannung und Anstrengung, sehnen wir uns nach Normalität, nach frei zu gestaltender Zeit, nach Entspannung und Zerrstreuung. Im Schreiben finde ich Entspannung, Zerstreuung und auch Sinn. Schreiben bedeutet für mich Frei-zeit und Frei-heit zugleich. In dieser frei gestalteten Zeit begegne ich mir und meinen Gedanken und frage mich, was ist eigentlich

„Frei-Zeit“?

 

Ist Zeit frei, wenn man nichts tut? Oder ist sie frei, wenn man sie frei gestaltet? Kann Zeit frei sein, wenn man sie mit Arbeit füllt? Wird sie durch Arbeit etwa unfrei? Selbst dann, wenn man das, was man tut, gerne tut? Bleibt sie nur dann frei, wenn man sie mit einer Arbeit füllt, die Freude bereitet? Beschwert die Arbeit die Zeit und wird zur Last, wenn man sie ungern tut? Macht Arbeit grundsätzlich unfrei?

 

Ist die Zeit frei, wenn man etwas tut, was man gerne tut? Wenn man zum Beispiel schreibt und das Schreiben liebt? Oder ist Zeit nur dann frei, wenn sie ohne Tun ist, nur dann wenn man nichts tut? Oder etwas, von dem tut, von dem man glaubt, dass es Nichtstun ist? Kann Zeit überhaupt frei sein? Ist sie frei, wenn man sie selbst gestaltet? Gibt es überhaupt die Möglichkeit der freien Gestaltung? Ist man jemals wirklich frei? Gibt es überhaupt Zeit?

 

Natürlich haben wir den Eindruck, dass Zeit existiert. Wir befinden uns in ihr und sie ist der Taktgeber unseres Lebens. Wir gehen in einer gewissen Zeit zur Schule, bekommen zu einem Zeitpunkt Kinder, heiraten, bauen ein Haus. Aber hat das alles wirklich etwas mit dem Lauf der Zeit zu tun, oder ist Zeit nur eine Vorstellung? Ein Anker, den wir brauchen, um unser Leben zu strukturieren? Oder ist Zeit eine Illusion? Kann sie überhaupt existieren, wenn wir im Hier und Jetzt lebt? Gibt es sie dann? Kann sie dann linear verstreichen, wo wir uns doch selbst unbeweglich auf einem Punkt befinden? Wenn wir im Hier und Jetzt sind, dann gibt es doch nichts anderes als den gegenwärtigen Moment. Und wenn jeder Moment dem nächsten folgt, dann kann es doch weder Anfang, noch Ende geben, oder? Wenn es weder Anfang noch Ende gibt, wie kann dann Zeit überhaupt bemessen werden? Wenn es die Vergangenheit wirklich gäbe, dann könnten wir doch auch zurückgehen oder auch einen großen Sprung in die Zukunft wagen, oder? Unterliegen wir etwa der Zeit, weil wir an ihre Existenz glauben?

 

Wird die Zeit erst frei, wenn wir ihr keine Bedeutung mehr bemessen? Wenn wir nicht in vergangenem und zukünftigen Denken verhaftet bleiben? Können wir nur dann den Moment genießen, wenn wir unsere Gedanken auf das lenken, was gerade ist, sie nicht in vergangenen Erfahrungen verankern, oder auf mögliche Zukünfte Ereignisse ausrichten? Können wir nur dann wirklich frei werden, wenn wir im Moment verbleiben und die Zeit aus unserer Vorstellung streichen, den gegenwärtigen Moment als den einzig beständigen annehmen? Sind wir frei, wenn wir in ihm verbleiben, ihm nichts anhängen und ihn auf nichts anderes ausrichten? Wenn wir unsere Gedanken nicht an das binden, was war oder sein wird, sondern unsere Aufmerksamkeit ausschließlich auf das ausrichten, was ist. Sind wir dann frei - frei in uns und frei von der Zeit? Haben wir erst dann wirklich echte selbst wahrgenommene und selbst gestaltete „Frei-Zeit“? Werden wir erst dann frei, wenn wir uns erlauben im Moment zu verweilen?

 

Wenn ich schreibe, ist die Zeit frei, dann gibt es kein Gestern und auch kein Morgen, es gibt nur den gegenwärtigen Moment. Schreiben – insbesondere das Herz-Schreiben – passiert einfach. Im Schreiben ankere ich weder in der Vergangenheit, noch der Zukunft an, sondern lasse einfach geschehen. Ohne etwas zu wollen gebe ich mich widerstandslos dem gegenwärtigen Augenblick hin und lasse mich vom Schreibfluss fortschwemmen. So gestaltet sich das, was sich durch mich ausdrücken möchte quasi wie von selbst und wird zur Frei-heit des Selbstausdrucks.

 

 

Wenn du mehr erfahren möchtest  ... Die Caféschreiberin